Auf Einladung unseres Fördermitgliedes der Rosenbauer International AG besuchten unser Bundesgeschäftsführer René Keim und Beauftragter für Betreuung der Fördermitglieder Martin Wolff die Werke I und II am 10.07.2023 in Leonding (Österreich). Es war zugleich die erste Auslandsreise für unseren Verband.

Im Werk II wurden wir vom Projektleiter des FlKfz Waldbrand Bek BwFPS hü (Tanklöschfahrzeug Waldbrand der Bundeswehrfeuerwehr) sowie Sonderfahrzeuge Herrn Richard Ehrmann empfangen und durch die Produktion der verschiedenen Modellreihen geführt. Am Standort des Werk II werden folgende Modelle der Baureihen AT, ET und das Flagschiff PANTHER produziert. Man sieht hier auch deutlich den bekannten Mangel der Verfügbarkeit an Fahrgestellen, welche gerade leider mit Verzug erst geliefert werden. Im Werk II finden sich vor allem Technik u. Konstruktion der vorher genannten Baureihen, das Schulungszentrum, Vertrieb für Europa u. Amerika

Sehr interessant und uns völlig unbekannt war, dass das Flugfeldlöschfahrzeug PANTHER von Rosenbauer komplett selbst hergestellt wird. Das heißt angefangen vom Fahrgestell bis hin zum Aufbau, wird alles aus einer Hand produziert.

Im Werk I empfing uns zugleich unser Ansprechpartner Herrn Torsten Ritzmann, Gesamtvertriebsleiter und Prokurist von der Rosenbauer Deutschland GmbH. Nach einer kurzen Einweisung in die Geschichte von Rosenbauer wurden wir über das Werksgelände geführt. Hier werden vor allem sämtliche im Konzern verwendeten Pumpenanlagen, Löschsysteme und Werfer produziert. Des Weiteren werden sämtliche Sonderfahrzeuge u. Prototypen hier produziert sowie getestet, zusätzlich befindet sich die Konzernzentrale des gesamten Konzerns am Standort (inkl. Vorstand, Controlling, etc.) in der Paschinger Straße. Ein Großteil aller Bestandteile (Feuerlöschkreiselpumpen, Löschmitteltanks etc.), welcher für den Ausbau der Fahrzeuge benötigt werden, wird von Rosenbauer in den verschiedenen Werken, welche sich europaweit verteilen, selbst produziert.

Alle Fahrzeuge werden hier umfassend, vor Verlassen des Werkes auf, Funktion geprüft. Auch die Beklebung erfolgt ab Werk. In dem werkseigenen Schulungszentrum werden die neuen zukünftigen Nutzer umfassend eingewiesen und in der neuen Technik, als auch Wartung geschult.

Auch die neueste Fahrzeuggeneration der sogenannte RT (Europa) bzw. RTX (Amerika), ein reinelektrisches Löschfahrzeug, wird hier im Werk I produziert. Dieses Fahrzeug ist mittlerweile weltweit sehr gefragt. Die Produktion läuft auch Hochtouren. Auch hier wird das komplette Fahrzeug, inklusive Fahrgestell, von Rosenbauer selbst produziert und ist somit nicht abhängig von anderen Zulieferern. Es war sehr beeindruckend mit welcher Schlagzahl hier gearbeitet wird.

Für uns am interessantesten war selbstverständlich die aktuell laufende Serienproduktion der 76 neuen FlKfz Waldbrand-Bkg für die BwFuhrparkService GmbH (BwFPS)bzw. die späteren Nutzer, die militärischen und zivilen Brandschutzkräfte der Bundeswehr.

In einer Produktionsstraße werden fünf Fahrzeuge nacheinander ausgebaut. In Abständen von 1,5 Tagen wandern die Fahrzeuge immer eine Station weiter und ein neues Fahrgestell betritt, das fertige Fahrzeug verlässt die Linie. Die Ausbauschritte erfolgen in folgender Reihenfolge:

  • Bereitstellung des vorgefertigten Fahrgestells von Tatra. Die für den Brandeinsatz relevanten Leitungen (Druckluft, Kraftstoff etc.) sind schon werksseitig mit einem Schutz gegen eine erhöhte thermische Belastung ausgestattet.
  • Installation des hinteren Geräteraums mit Pumpe
  • Verlegung der Schlauchleitungen
  • Verlegung sonstiger Leitungen und Kabel
  • Verbinden mit dem Löschmittelbehälter (Produziert im Werk in Slowenien)
  • Installation der notwendigen Ablagen, und Kästen im Unterbau
  • Installation des Frontwerfers
  • Programmierung der Funktionen
  • Funktionstest auf der Linie u. teilweise Beklebung

Danach erfolgt dann im Pumpenprüfstand und auf dem werkseigenen Testgelände eine umfangreiche Funktionsprüfung.

In regelmäßigen Abständen werden die zur Auslieferung anstehenden Fahrzeuge durch Mitarbeiter der BwFPS GmbH und speziell qualifizierte Angehörige der Bundeswehrfeuerwehr abgenommen. Danach erfolgt der Transport per Tieflader zum Nutzungsstandort. Dort gehen die Fahrzeuge nach entsprechender Eingangsprüfung und Schulung der Beschäftigten zeitnah in die Nutzung.

Rosenbauer produziert nicht nur die 76 geforderten Fahrzeuge, sondern hält auch vertragskonform, zukünftig zwei Fahrzeuge als technische Reserve an 2 Standorten der deutschen Niederlassung vor, sodass größere Fahrzeugausfälle möglichst vermieden werden sollen. Im Gegensatz zu den bisherigen Fahrzeugen der Bundeswehrfeuerwehr entfallen ebenso die sogenannten TMP (technische Materialprüfungen) durch die Bundeswehr selbst. Es werde die üblichen gesetzlich geforderten Prüfungen HU, AU, SP (Hauptuntersuchung, Abgasuntersuchung und Sicherheitsprüfung) etc. durchgeführt, sodass die Fahrzeuge nicht länger, als notwendig, gesperrt sein werden. Wenn es zu Mängel bei Teilen der TMP kam, war es bisher immer der Fall, dass die entsprechenden Fahrzeuge teilweise wochenlang gesperrt waren und somit nicht genutzt werden konnten. Sonstige Wartungen, Austausch von Material bei Defekten etc. sind vertraglich durch die BwFPS GmbH geregelt, sodass nur mit kurzen Standzeiten der Fahrzeuge bei notwendigen Arbeiten gerechnet wird. Erstmalig wird ebenso die Fahrzeugbeladung bereitgestellt. Ein entsprechendes Schreiben über die Abläufe ist bereits allen Bundeswehrfeuerwehren vor kurzem per E-Mail zugesandt zugegangen.

Die Fahrzeugbereitstellung durch die BwFPS GmbH hat die Beschaffung deutlich beschleunigt. In unter vier Jahren wurden 76 Fahrzeuge konzipiert, ausgeschrieben, produziert und ausgeliefert. Dies ist ein eindeutiger Fortschritt. Im Gegensatz zu den bisherigen Beschaffungsverfahren konnten hiermit fünf bis sechs Jahre eingespart werden, als auch viele Forderungen der Nutzer, für Verbesserungen, umgesetzt werden, was früher leider oft nicht der Fall war.

Noch eine Ergänzung unsererseits. Manche suchten schon vergebens die Pressluftatmer (PA) auf den Fotos. Da das Fahrzeug vorrangig für die Vegetationsbrandbekämpfung vorgesehen ist, sind keine PA’s auf dem Fahrzeug verlastet. Es wird vorwiegend aus dem Fahrzeug gearbeitet oder ggf. in Fahrzeugnähe. Es wird auf den Nutzungszweck ausgerichtete Atemschutztechnik auf den Fahrzeugen mitgeführt.

Zu guter Letzt gab es noch einen „Bonus“. Wir sollten Herrn Ritzmann mit unserem Auto nach Linz folgen. Nach einer kurzen Fahrt fanden wir uns vor einem neuem Gewerbebau wieder. Die neue Helmproduktion wurde uns vorgestellt. Binnen acht Wochen nach Bestelleingang produziert Rosenbauer personalisierte Helme in einer Art Manufaktur. Jeder Helm kann durch den Besteller individuell in Farbe, Form und Ausstattung konfiguriert und bestellt werden. Durch IT-gestützte Auftragsbearbeitung lassen sich fast komplett Fehler in der Produktion vermeiden. In dem hauseigenen Prüflabor finden zudem Wareneingangs- als auch regelmäßige In-Prozesskontrollen für die z.B. thermische als auch mechanische Belastung nach verschiedenen Prüfnormen statt.

Wir bedanken uns ausdrücklich bei Herrn Ehrmann und Herrn Ritzmann, welche sich den Tag für uns Zeit genommen haben, und uns einen sehr umfassenden, informativen, interessanten, kurzweiligen sowie spannenden Einblick in die Produktion von Feuerwehrfahrzeugen als auch weiteren Produkten der Firma Rosenbauer gegeben haben. Wir waren uns einig, dass dies nicht unser letzter Besuch bei Rosenbauer gewesen sein wird.

Weitere technische Details finden sich in unserem veröffentlichten Artikel vom 04.07.2023: https://bundeswehrfeuerwehr.de/schluesseluebergabe-neue-generation-waldbrandtankloeschfahrzeuge-flkfz-waldbrand-bkg-bwfps-hue/